Was die Präzision bei der Herstellung großformatiger Teile aus Aluminium betrifft, gibt es weltweit nur wenige Firmen, die es mit der im Verbandsindustriepark (VIP) ansässigen Concad GmbH aufnehmen können. Klaus Schwab geht sogar noch einen Schritt weiter: "Wir sind einzigartig." Als einer von vier Geschäftsführern des Unternehmens macht er sich trotzdem Sorgen um die Zukunft: "Diese Einzigartigkeit möchten wir auch bewahren."
Wo genau der Schuh drückt, erklärte Schwab kürzlich einem prominenten Gast aus dem Berliner Politikbetrieb: Dr. Florian Toncar (FDP), Parlamentarischer Staatssekretär im Bundesfinanzministerium und Mitglied des Bundestags, war auf Einladung von Martin Berberich nach Höpfingen und Walldürn gekommen, um sich über die aktuelle Situation von Kommunen und Unternehmen im ländlichen Raum zu informieren.
Großes Know-how bei Concad
Über leere Auftragsbücher können sich die Verantwortlichen bei Concad nicht beklagen. Im Gegenteil: Das Geschäft brummt. Immer mehr zahlt sich aus, dass der Mittelständler in den vergangenen Jahren seine Abhängigkeit vom Automobilbau reduziert und neue Geschäftsfelder in der Halbleiter- sowie in der Luft- und Raumfahrttechnik erschlossen hat. Um die steigende Zahl an Aufträgen in diesen Bereichen bewältigen zu können, müsste Concad kräftig expandieren.
Ein freies Grundstück gleich nebenan wäre vorhanden. Die finanzielle Dimension einer solchen Investition bereitet Klaus Schwab jedoch Kopfzerbrechen. Mit rund 18 Millionen Euro rechnet er. Zum Vergleich: Der gesamte Jahresumsatz des Unternehmens bewegt sich in dieser Größenordnung.
"Das Wissen haben wir, aber wie finanzieren wir das Volumen?", schilderte Schwab seinem Gast das Problem, vor dem er und seine Kollegen zurzeit stehen. Ohne Unterstützung seien solche "riesengroßen Projekte" nicht zu stemmen. "Das ist zurzeit unser Schmerz", so der Geschäftsführer. Einerseits verfüge Concad über das notwendige Know-how im Bereich der Zerspanung und beschäftige hoch qualifizierte Mitarbeiter in einer Produktionshalle, die ihresgleichen suche.
Auf der anderen Seite drohe der Verlust von Aufträgen, weil die notwendigen Investitionen nicht getätigt werden könnten. "Wir wollen Technologien nicht immer nur verlieren", betonte Schwab in Anspielung auf ebensolche negativen Beispiele in der Vergangenheit.
Dass das Unternehmen über Fähigkeiten verfügt, die auf dem Weltmarkt begehrt sind, schilderte er am Beispiel eines Bauteils für ein Teleskop zur Erforschung der kosmischen Hintergrundstrahlung. Aus zwei Aluminiumblöcken mit einem Gewicht von jeweils 22 Tonnen habe Concad einen Spiegel mit einem Gewicht von nur noch drei Tonnen gefräst. Die Vorgabe des Auftraggebers sei eine Fehlertoleranz von 25 Mμ gewesen.
"Wir haben von 20 Mμ geträumt und am Ende 14,09 Mμ realisiert", sagte Schwab. Sein Fazit lautete: "Ingenieursmäßig sind wir top." Um das Know-how und damit auch die Produktion und die Arbeitsplätze am Standort Walldürn erhalten zu können, benötige Concad jedoch finanzielle Unterstützung. "Einfach eine Maschine hinstellen und loslegen, funktioniert bei uns nämlich nicht."
(Rhein-Neckar-Zeitung vom 28.11.2023 - von Ralf Scherer)
