Wie schafft man es, aus zwei je 22 Tonnen schweren massiven Aluminium-Blöcken einen 5 mal 5,5 Meter großen elliptischen Parabolspiegel herauszufräsen – und das mit einer Genauigkeit, die einem Drittel der Dicke eines menschlichen Haares entspricht? Und vor allem: Wer braucht sowas? "Die moderne Astronomie braucht sowas", antwortet Klaus Schwab, einer von vier Geschäftsführern der Walldürner Concad, mit sichtlichem Stolz. "Vor zwei Jahren wurden wir gefragt, ob wir so einen Teleskop-Spiegel hinkriegen, wir haben es probiert, und es hat geklappt, und zwar noch viel genauer als von unserem Kunden gefordert." Prompt erhielt Concad den Folgeauftrag, an einem Prototypen-Teleskop mitzuwirken, das Strahlungen aus dem All so präzise bündeln kann wie kein Teleskop jemals zuvor. Dessen Technologie wird in der neuesten Generation der Weltraumforschung – dem NGVLA – eingesetzt, dem Nachfolger des Very Large Array (VLA), bedeutet: In den nächsten zehn Jahren werden 244 separate 18-Meter-Teleskope mit zusammen über 18.000 Spiegeln gebaut, um gemeinsam im größten Observatorium der nördlichen Hemisphäre zusammenzuwirken.
Start in neues Zeitalter
"Ob wir diese 18.000 Spiegel herstellen dürfen, steht noch in den Sternen", meint Schwab. Das Brot-und Buttergeschäft des Odenwälder Mittelständlers mit seinen ca. 120 Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen bestand bisher in der Konstruktion und Fertigung von Serienbauteilen vorwiegend für Automobilindustrie und Luftfahrt. "Doch seit 2019 haben wir eine Zerspannungsanlage, wie sie sonst keiner hat, dazu die erforderliche Hallenklimatisierung, die aufs Zehntelgrad genau arbeitet. Mit dieser 14-Millionen-Euro teuren Investition sind wir in ein neues Zeitalter gestartet," freut sich Schwab.
Mit durchschlagendem Erfolg. Neben der Astrophysik wurde auch die Halbleiterindustrie auf die Leistungen der Odenwälder aufmerksam. Hochpräzise gefertigte Concad-Bauteile stecken bereits in den ersten der ca. 300 Millionen Euro teuren Lithografiemaschinen, mit denen die neuen Chipfabriken in Ostdeutschland ausgestattet werden. "Als Zulieferer von Maschinenausrüstern der großen Halbleiterkonzerne helfen wir, den Standort Europa und Deutschland in diesem Zukunftsmarkt zu sichern", erklärt Schwab. "Da steckt jede Menge Musik drin, hier stellen sich gerade die Weichen für Jahrzehnte, und wir könnten dabei sein!"
Aber die Sache hat einen Haken: "Der vor uns liegende Auftragsschub überschreitet unsere Kapazitäten um ein Mehrfaches. Was wir zunächst bräuchten, wäre eine zweite Halle inklusive Maschinen. Das Grundstück ist da, aber das Kapital fehlt. Im Unterschied zu den großen Konzernen, die Milliarden an Subventionen abgreifen können, müssten wir die Investition – etwa in Höhe eines Jahresumsatzes – aus eigenen Mitteln stemmen. Erschwerend kommt hinzu, dass wir internationale Wettbewerber haben, die viel größer und finanzkräftiger sind als wir." Entsprechend sieht sich Concad nicht nur finanziell, sondern auch zeitlich unter Druck.
Die Politik ist gefordert!
Schwab hofft deshalb auf das Interesse und die Mitwirkung der Politik. "Wir brauchen ja keine Milliarden, und jeder eingesetzte Förder-Euro würde sich mit großen und nachhaltigen Strukturvorteilen bezahlt machen." Denn: "Unser Concad Team ist einmalig. Diese spezielle Mischung aus Ingenieurswissen, Handwerk und langer Erfahrung gibt es kaum woanders. Viele unserer Fachkräfte haben wir selbst herangebildet. Wir bieten Top-Arbeitsplätze und Ausbildungen vom Feinsten, und das in echten Zukunftsmärkten. Und wir denken ja nicht nur an Concad als Zentrum eines ‘High-Precision-Valleys‘ im Odenwald. Wir denken auch an die Magnetwirkung auf Forschung, Start-ups, Partner und Zulieferer aus allen Bereichen der Hochtechnologie. Wenn die Politik mitzieht, könnte hier etwas wirkliches Großes entstehen!"